“I don’t really know what the truth is. I don’t suppose anyone will ever really know.” (Geschworener Nr. 8 zu den anderen Geschworenen)
- Erscheinungsjahr: 1957
- Genre: Kriminalfilm/Gerichtsfilm/Drama
- Produktionsland: USA
- Regie: Sidney Lumet
- Drehbuch: Reginald Rose
- Musik: Kenyon Hopkins
- Besetzung u. a.: Henry Fonda
Trailer:
Worum geht’s:
Ein 18jähriger Puerto Ricaner aus den New Yorker Slums wird des Mordes an seinem Vater beschuldigt. Im Falle eines Schuldspruches droht dem Angeklagten der elektrische Stuhl. 12 Geschworene müssen nun ein einstimmiges Urteil fällen. Im Film geht es nun genau um diesen Beratungsprozess.
Der Fall scheint klar, doch bei der Abstimmung stimmt Geschworener Nr. 8 für nicht schuldig und die Diskussionen beginnen…stellen die anderen Geschworenen ihre Entscheidung in Frage oder ändern sie sogar? Und wenn ja, was bringt sie dazu?
Der Film ist quasi ein Kammerspiel, da die Handlung sich fast die gesamte Zeit nur in einem Raum abspielt. Nur 3 Minuten spielen außerhalb dieses Raumes.[1] Jetzt könnte man denken, dass sei langweilig, ist es aber nicht.
Basiert auf:
Der Film ist die Kinofassung des Fernsehspiels „Twelve Angry Men“ aus dem Jahr 1954. Reginald Rose schrieb sowohl für das Fernsehspiel als auch für den Kinofilm das Drehbuch.[2]
Interessantes zur Besetzung:
Henry Fonda, der den Film auch mit produzierte, war damals wohl der bekannteste unter den mitspielenden Schauspielern. Für die meisten der anderen Schauspieler bedeutete der Film einen Karriereschub und manche schafften mit dem Film sogar ihren Durchbruch, wie z. B. Jack Warden, EG Marshall, Jack Klugman und Martin Balsam.[3]
Erfolge:
2007 wurde 12 Angry Men in das National Film Registry (Verzeichnis US-amerikanischer Filme, die als besonders erhaltenswert angesehen werden) aufgenommen.[4]
„12 Angry Men“ hat im Jahr 1957 den Goldenen Bären auf der Berlinale gewonnen.[5]
Interessante Hintergrundinfos:
Lumet ließ die Schauspieler viele Stunden hintereinander ihre Texte in einem geschlossenen Raum üben, ohne sie dabei zu filmen, damit sie ein Gefühl dafür bekamen wie es ist sehr lange mit den selben Menschen in einem Raum „eingesperrt“ zu sein.[6]
Durch den Einsatz verschiedener Linsen erreichten Lumet und Kaufman, dass das Zimmer anfangs groß, im weiteren Verlauf der Handlung aber immer enger und klaustrophobischer wirkt.[7]
Zum Ende hin ist der Film immer schneller geschnitten, was die Zuspitzung der Handlung noch unterstreicht.
Für den Regisseur Sidney Lumet war „12 Angry Men“ sein Spielfilmdebüt und verhalf ihm zum Durchbruch als Regisseur. 1974 drehte er z. B. den Film „Mord im Orientexpress“.
ACHTUNG SPOLER
Dadurch, dass Lumet das tatsächliche Urteil offen lässt, lässt er den Zuschauer selbst entscheiden und macht ihn damit zum Geschworenen Nr. 13.
Was erzählt uns der Film über seine Entstehungszeit:
Der Film greift u. a. das Thema Rassismus auf, das damals schon ein großes Thema war. Im Film wie im echten Leben, dürften manche Geschworenen ihre Entscheidungen auch aus rassistischen Gründen getroffen haben.
Die Geschworenen sind außerdem alle Männer und alle Weiße.
Was erzählt uns der Film über die damalige Gesellschaft:
Der Film zeigt und viel über menschliches Verhalten und Gruppendynamiken, die sowohl damals wie auch heute noch so in der Gesellschaft vorkommen, wie z. B. Gruppenzwang. Wer lässt sich wie und wodurch in seiner Entscheidung beeinflussen? Welche Rolle spielen dabei Vorurteile?
Warum ist der Film heute noch bedeutend:
Gruppendynamiken sind immer interessant und da unsere Gesellschaftsstrukturen immer komplexer werden, werden es auch die gruppendynamischen Prozesse. Man merkt jedoch, dass der Mensch nicht aus seiner Haut kann, denn die Grundverhaltensweisen von Menschen dürften heute noch genauso funktionieren wie damals.
Der Film zeigt außerdem, dass Diskussionen, gerade wenn es um wichtige Entscheidungen geht, immer sinnvoll sind.
Ein weiterer Aspekt ist die Frage danach, wie leicht oder nicht leicht fällt es, über ein anderes Menschenleben zu richten. Im Film fragt man sich manchmal schon, ob wirklich allen die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst ist (einer stimmt z. B. nur für schuldig, weil er ein Baseballspiel nicht verpassen möchte); immerhin könnten sie einen jungen Menschen auf den elektrischen Stuhl schicken. Ich könnte das z. B. nicht, egal ob jemand schuldig ist oder nicht. Aber das ist eine Grundsatzdiskussion. Ich bin z. B. generell gegen eine Todesstrafe, weil ich finde kein Mensch sollte über Leben oder Sterben eines anderen Menschen entscheiden dürfen.
[1] https://www.imdb.com/title/tt0050083/trivia
[2] https://www.imdb.com/title/tt0122737/
[3] https://www.theguardian.com/news/2002/apr/23/guardianobituaries3
[5] https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/1957/03_preistraeger_1957/03_preistraeger_1957.html