Kriminalfilm

Der Kriminalfilm ist quantitativ das umfangreichste. Thematisch behandelt er die Überschreitungen gesellschaftlicher Regeln in Form von Verbrechen, die Tatermittlung sowie die Verfolgung der Täter und Ahndung von Gesetzesbrüchen.[1]

Die Geschichte des Kriminalfilms[2]

1910er Jahre
  • Kriminalfilmserien
  • der Detektiv ist ein vermögender Privatgelehrter, z. B. Sherlock Holmes und Miss Marple
1920er Jahre
  • Herausbildung als eigenes filmisches Genre sowie ersten Sungenres wie z. B. dem Gangsterfilm
  • Fokus auf dem Profiling
  • Gangster als Außenseiter
1930er und 1940er Jahre
  • die 1930er Jahre waren die goldene Ära des klassischen Gangsterfilms
  • Alfred Hitchcock etablierte sich in den 1930er Jahren als Meister des Thrillers und Spionage-Kriminalfilms
  • Fokus liegt auf dem abgeklärten Privatdetektiv als Antiheld
  • thematisiert wurde vor allem das organisierte Verbrechen und die soziale Unruhe der Weltwirtschaftskrise wurde thematisiert
  • weitere Motive: brutale Gewalt (für die damalige Zeit), Darstellung des Aufstiegs und Falls des Kriminellen
1950er und 1960er Jahre
  • Fokus liegt auf dem Polizisten als Ermittler sowie dem Gangster als Einzeltäter mit einem raffinierten Einbruch oder gerissenem Diebstahl
  • institutionelle Verfolgung des Täters
  • Orientierung an authentischen historischen Kriminalfällen
1970er Jahre
  • Gesellschaft unfähig Verbrechen zu lösen und der einzelne Polizist wird zu einem „legalisierten Killer ohne Privatleben“
  • Korruption und Kriminalität innerhalb des Polizeiapparats
  • Bedeutung des Gerichtsfilms nimmt zu
1980er Jahre
  • Kriminalfilme und Kriminalfilmserien dominieren das Genre im Fernsehen
1990er Jahre
  • die Unabhängigkeitsbewegung in Hollywood führte zu einer Renaissance im Kriminalfilm, der stilistisch anspruchsvoller, dialoglastiger und moralisch ambivalenter wurde

Die Subgenres

Detektivfilm[3]:
  • die Tat ist zumeist vor Beginn der Filmhandlung geschehen
  • die Handlung des Films konzentriert sich auf die Rekonstruktion des Tathergangs und die Suche nach dem Täter
  • Fokus liegt auf dem Detektiv oder Kommissar inklusive seiner privaten Verstrickungen
  • Ermittler und Aufklärer konnten später aber auch Rechtsanwälte, Journalisten, Ärzte oder Pfarrer sein
  • Stereotyp des Genres: die Verfolgungsjagd

Filme

Polizeifilm[4]:
  • Fokus liegt auf dem Polizisten innerhalb eines Apparats aus Mitarbeitern, verschiedenen polizeilichen Mitteln sowie Institutionen
  • Grundmuster: innerhalb der hierarchischen Strukturen muss der kleine Polizist den Fall, ohne die Unterstützung durch die ignoranten Vorgesätzen, alleine lösen

Filme

Gangsterfilm[5]:
  • seit den 1930er Jahren eigens Subgenre
  • im Mittelpunkt steht die Welt des Verbrechens (einzelne Täter, z. B. Al Capone oder organisiertes Verbrechen, wie Glücksspiel, Drogen, Prostitution, Raub und Mord
  • ein Coup der durchgeführt wird, Bandenkriege und Straßenschlachten können Thema sein

Filme

Subsubgenre: Serienkillerfilm[6]
  • entstand in den 1970er Jahre
  • oft wird auf reale Fälle zurückgegriffen
  • der Serienkiller wird als das ultimative Böse dargestellt
  • Mittelpunkt der Geschichten: Sadismus, ritualisierte Morde, Kannibalismus und triebhaftes Verhalten
  • Serienkiller können z. B. sein: Psychokiller, Amokläufer, Monster, mythische Killerfiguren und mordende Pärchen

Filme

  • The Silence of the Lambs (1991)
  • Natural Born Killers (1994)
  • Se7en (1995)
  • American Psycho (2000)
Heist-Movies

Im Heist-Movie geht es immer um einen, meist spektakulären, Raubüberfall aus Sicht der Täter meist mit Planung, Vorbereitung und Durchführung.

Gerichtsfilm[7]:
  • Fokus liegt auf der Gerichtsverhandlung, in der die Fäden der Aufklärung zusammengeführt werden und die eigentliche Lösung durch eine überraschende Wende ermittelt wird
  • neben fiktionalen Gerichtsfilmen gibt es auch solche in dokumentarischer Form z. B. zum Nürnberger Prozess und den Ausschwitzprozessen

Filme

Gefängnisfilm[8]:
  • Fokus liegt auf dem Leben im Gefängnis
  • schildert die oft inhumanen Haftbedingungen, die sozialen Beziehungen der Gefangenen untereinander und die internen Hierarchien sowie Ausbruchversuche und Revolten

Filme

Spionagefilm[9]:
  • im Fokus steht die Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Staaten und die illegale Informationsbeschaffung beim Gegner auch mit Hilfe verbrecherischer Handlungen
  • typische Motive sind die Täuschung, der Identitätswechsel, der Einsatz von technischen Apparaturen zur verdeckten Beobachtung und die Aufzeichnung von Geheiminformationen

Filme

Kriminalkomödie/Gaunerkomödie[10]:
  • das Verbrechen ist in der Regel ein Diebstahl oder ein Raub
  • meistens werden die Reichen bestohlen

Filme

  • The Pink Panther (1964)
  • Beverly Hills Cop (1984)
Historische Kriminalfilme[11]:
  • das Geschehen spielt in einer Zeit vor der Existenz des Mediums Film

Filme

  • Der Name der Rose (1986)

Motive im Kriminalfilm[12]

  • zugrunde liegendes Schema: Gut und Böse
  • der unfähige Polizist und das organisierte Verbrechen hat trotzdem keine Chance
  • die korrupte Behörde, die eine Aufklärung einer Tat fast verhindert
  • es gilt die Frage „Wer war es?“ zu beantworten

[1] Knut Hickethier: Filmgenres. Kriminalfilm, Stuttgart, 2005, S. 15 und 25.

[2] Ebd., S. 15-27.

[3] Ebd., S. 17-18.

[4] Ebd., S. 18.

[5] Ebd., S. 19-20.

[6] Ebd., S. 20-21.

[7] Ebd., S. 21.

[8] Ebd., S. 22.

[9] Ebd., S. 23.

[10] Ebd. S. 24.

[11] Ebd., S. 26.

[12] Ebd., S. 13-14 und 31.