Wunderschön

Ich habe mir gerade den Film „Wunderschön“ angesehen. Ich fand den Film gut, es gab viel zu lachen, okay er bedient auch einige Klischees, aber im Grunde behandelt er ja ein wichtiges Thema: Fremd- bzw. Selbstwahrnehmung und die Frage, was macht uns eigentlich aus?

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=TCuhswRzQxs
Quelle: YouTube Kanal von Warner Bros. DE

Wer mich kennt, würde wahrscheinlich nicht unbedingt darauf kommen, dass das Thema „Aussehen“ eines ist, über das ich viel nachdenke; aber doch das Thema beschäftigt mich immer wieder und leider oft doch mehr als mir selbst lieb ist…glaub ich wenigstens…

Thema: Eigenwahrnehmung – Wunderschön?

Looking Glass MET 169834

Zunächst einmal, ich bin mit meinem Körper und mir im Allgemeinen eigentlich sehr zufrieden…ja ich sag eigentlich, weil es durchaus auch Dinge an meinem Körper gibt, die irgendwie nicht ganz so optimal sind, sagen wir mal…und viel mehr habe ich Eigenschaften und Verhaltensweisen, die mir manchmal nicht so unbedingt gefallen, da gibt es durchaus verbesserungsbedarf bzw. gibt es einige Fähigkeiten die durchaus ausbaubar sind, gleiches gilt für mein Wissen…ich glaub ich bin schon relativ schlau, aber mir fällt immer wieder auf, was ich alles noch nicht weiß.

Wie man sieht betreibe ich also auch eine Art von „Selbstoptimierung“, aber meine Schwerpunkte sind halt eher andere als die Äußerlichkeiten. Ich glaube es ist sogar gut, wenn man nicht so ganz zufrieden mit sich ist, dass heißt nämlich, dass man sich selbst immer mal wieder mit sich selbst auseinandersetzt und sich auch hinterfragt (Selbstreflexion)…vielleicht kommt man zu dem Schluss, dass man sich oder etwas in seinem Leben verändern will…was ja gut ist, so bleibt man in Bewegung.

Thema: Geschlechterklischees in der Kindheit

Wunderschön?

Was das ganze Thema angeht fand ich die Kindheit echt toll, da hat man sich um diese ganzen Sachen noch so gar keinen Kopf gemacht…ich hab angezogen worauf ich so Lust hatte und bin froh, dass ich z. B. nicht ständig in rosa gesteckt wurde und z. B. auch, dass mir keine Ohrlöcher gestochen wurden (ich finde das sollte man verbieten, wenn das Kind sich dazu selbst noch nicht wirklich äußern kann).

Und ich habe das gemacht, worauf ich Lust hatte und mit den Sachen gespielt mit denen ich spielen wollte…ich fand Lego und Playmobil toll (ich hab mit meiner Schwester quasi ganze Mehrteiler an Storys entwickelt), hab mit Autos gespielt, ich habe meine Puppe geliebt, fand aber Barbies z. B. als Kind schon voll doof…mich haben vor allem diese langen Beine irritiert…ich hab mich aber breit schlagen lassen mit Freundinnen und ihren Barbies zu spielen, wenn es denn sein musste…da fand ich dann immer die Häuser und Gefährte von Barbie eher interessant…und ich habe gerne draußen gespielt…Höhlen bauen hab ich z. B. geliebt.

Jungsspielzeug…Mädchenspielzeug…Jungs- und Mädchenfarbe…das war alles nie Thema. Bei den Kids heute ist das leider oft anders…ihr glaubt nicht wie oft ich mit den Kindern darüber rede, was denn eigentlich Jungs- und Mädchenfarben sein sollen bzw. Jungs- und Mädchenspielzeug…ich hatte z. B. sowohl eine Pferde- als auch eine Dinophase als Kind…und fand rosa schon immer doof. Wenn man mit Kindern darüber spricht, finden sie das ganze relativ schnell auch nicht mehr so relevant (zum Glück, wie ich finde.)

Typisch Frau? – Wunderschön?

Bei mir wurde das Ganze auch erst durch die anderen Kinder bzw. dann eher schon Teenies zum Thema…ich will jetzt gar nicht im Einzelnen darauf eingehen, was ich mir alles so anhören durfte, was so Äußerlichkeiten angeht…ich durfte mir jedenfalls einige nicht so schöne Dinge anhören…und besonders Dinge, die man in diesem Alter hört und erlebt, sitzen leider sehr tief…jedenfalls passierte es zum ersten Mal, dass ich mich irgendwann auch fragte, was stimmt denn eigentlich nicht mit mir, dass mich das Thema Schminken so gar nicht interessiert und auch Schmuck z. B. gar nicht wirklich…

Irgendwann, das hat aber eine Weile gedauert, hab ich dann auch mal gedacht, na ja gut, vielleicht liegt der „Fehler“ ja gar nicht bei mir (ich bin so ein Mensch, ich denke bei allem immer erst mal, dass es an mir liegt), sondern vielleicht ist es doch eher die Gesellschaft bzw. so bestimmte Bilder, die es in der Gesellschaft gibt, die das „Problem“ sind.

Selbst jetzt mit fast 35 kommen diese Gedanken immer mal wieder hoch, ob irgendwas nicht mit mir stimmt, weil ich mich nicht schminken möchte, ich fühle mich dann eher verkleidet und sehr unwohl, nur ganz selten bzw. eher gar nicht mehr so Schmuck tragen mag und Kleider und Röcke immer noch nicht meine Lieblingskleidungsstücke sind…Shoppen find ich vor allem anstrengend und mit anderen Shoppen gehen besonders, da kann ich dann immer sehr nachvollziehen, wenn Männer sich darüber beschweren, wenn sie mit ihre Freundinnen shoppen gehen müssen. Die Frage ist halt, wer sagt denn eigentlich, dass man das alles toll finden muss? Muss man ja vielleicht nicht…

Thema: Aussehen – Wunderschön?

Ich finde auch so Aussagen dämlich wie „Aber du könntest ja viel mehr aus dir machen…mit Schminke oder Klamotten…“ so eine Aussage sagt mir vor allem, ah toll ohne das alles bin ich also irgendwie zu wenig? Außerdem find ich es anmaßend zu unterstellen, ich würde mir gar keine Gedanken dazu machen, was ich anziehe und was ich kaufe…das stimmt ja so auch nicht…

…ich habe aber keine Lust irgendwelche Trends erfüllen zu sollen oder übermäßig viele verschiedene Kleidungsstücke haben zu müssen (mal abgesehen davon, wenn ich oft froh bin etwas zu finden, was auch wirklich passt…ja auch nicht immer einfach)…und ich kaufe ja nun auch nicht alles, wenn ich finde, das was an mir total doof aussieht…ich möchte in dieses ganze Thema „Aussehen“ einfach nicht so viel Energie stecken wie vielleicht manch andere…und es ist vollkommen okay wer das möchte, der soll es tun, gleiches gilt fürs schminken und so…soll doch jeder machen wie er will.

Ich mag mich aber über so Äußerlichkeiten nicht (zumindest nicht ausschließlich) definieren, weil klar definiert man sich auch über sein Äußeres, das ist mir schon bewusst…aber mir sind andere Dinge viel wichtiger, auch an anderen…vor allem, wie verhalten sich Menschen anderen Menschen gegenüber, was interessiert mein Gegenüber…

…klar denk ich mir auch manchmal, dass einige Menschen sich vielleicht nicht ganz so vorteilhaft für ihre Figur kleiden oder Dinge kombinieren, die ich vielleicht nicht so kombinieren würde oder Kleidungsstücke tragen, die ich eher fragwürdig finde…aber all das sagt mir nicht wirklich was über einen Menschen…Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden…mehr verrät mir die Haltung eines Menschen bzw. Einstellung zu bestimmten Themen, der Musikgeschmack und wie sich jemand ausdrückt…das sind eher so Sachen auf die ich achte.

Ich wünsch mir ja immer, dass ich Menschen vorurteilsfrei betrachte und nicht so viel über andere urteile, aber ich tu es leider doch…das ist wohl normal…aber ich versuche dann halt eher das Verhalten von Menschen, vor allem im Umgang miteinander zu beurteilen.

Thema: Social Media

Ich bin ja froh, dass ich weitestgehend ohne dieses ganze Social Media Gedöns aufgewachsen bin. Finde die Idee dahinter war mal gut, aber mittlerweile glaube ich, dass die Nutzung, so wie viele sie nutzen, oft eher fragwürdig ist…wer viele „Likes“ für sein Selbstwertgefühl braucht, hat das Ganze schon von Grund auf falsch verstanden. Es heißt ja „Selbst“wertgefühl, weil man sich selbst ja etwas wert sein sollte.

Natürlich ist Anerkennung bekommen eine tolle Sache, aber viele Verkennen, dass die Anerkennung die sie über Social Media bekommen, gar keine echte Anerkennung sein kann…wenn man etwas tolles gemacht hat…okay, dann schon…aber für Bilder von einem selbst, die gar nicht der Realität entsprechen, 200 Fotos für einen Post und dann noch Bearbeitung des Bildes und 5 Filter, wenn man dafür ein „Like“ bekommt heißt das ja übersetzt eigentlich „ja wenn du so aussehen würdest, dann bist du total toll“ und dann denken andere wiederum „aha, wenn ich so aussehe, finden einen andere Leute also toll“…

…und zack ist man in diesem merkwürdigen Kreis von „nicht der Realität entsprechender Anerkennung“ gefangen…es müsste also eigentlich heißen das „Wenn ich so aussehe, bin ich toll, sonst nicht“wertgefühl…und schon jagt man einem konstruierten „Idealbild“ nach…kein Wunder, das alle immer unzufriedener werden.

Es postet halt auch kaum jemand „ah guck mal, so bin ich aus dem Bett gefallen“, „hier ging es mir so richtig dreckig“ und „das sind übrigens meine Dehungsstreifen“ Bilder…ich will nicht sagen, dass ich sowas ständig sehen wollen würde, aber es entspricht halt viel eher der Realität…wessen Leben ist schon immer nur toll…wenn man Instagramm und Co. fragt könnte man denken bei fast allen…

Bin ich mit meiner Einstellung glücklicher? Wahrscheinlich auch nicht unbedingt…habe ich ja oben schon erklärt, wie mich dieses Thema ja trotzdem umtreibt…aber wenigstens hab ich das Gefühl „aber das bin halt ich und ich kann mich nicht verstellen, selbst wenn ich es versuchen würde“.

Gendern, Identität und sexuelel Orientierung

Vielen geht ja dieses aktuelle Trara um das Thema „gendern“ sowie auch diese Frage von Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen usw. voll auf die Nerven…ersteres (gendern) geht mir auch auf die Nerven gebe ich zu, weil mir da die „Schwerpunkte“ oft merkwürdig gesetzt sind, denn es gibt das Thema betreffend durchaus Nachholbedarf…deswegen finde ich die Auseinandersetzung mit der Frage der Identität bzw. Orientierung aber durchaus wichtig und auch nicht zu viel, weil so wenigstens auch endlich mal diese „Geschlechterklischees bzw. auch Rollenklischees“ wieder thematisiert werden, die mich echt stören und zu Weilen auch echt fertig machen…weil sie immer ein „wenn man so und so nicht ist, ist man irgendwie falsch“ suggerieren.

Insofern lasst uns doch alle möglichst einfach so sein wie wir sind…kümmert euch zu nächst um euch selbst und lasst andere so sein wie sie sind…man mag Dinge befremdlich finden, aber wenn jemand nicht deiner „Norm“ entspricht liegt das Problem bei dir und nicht bei deinem Gegenüber. Du musst es ja nicht toll finden und auch den Menschen nicht, wer mag schon alle Menschen, aber sei ehrlich, es tut dir doch niemand weh damit, wenn er ist, wie er sein will bzw. sich fühlt.

Wir haben alle nicht darüber zu entscheiden, wie jemand zu sein hat.

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