Citizen Kane

Wer oder was ist Rosebud?

Citizen Kane oder die Frage nach Rosebud?
  • Erscheinungsjahr: 1941
  • Genre: Drama/Satire
  • Produktionsland: USA
  • Regie: Orson Welles
  • Drehbuch: Herman J. Mankiewicz und Orson Welles
  • Musik: Bernard Herrmann
  • Besetzung u. a.: Orson Welles, William Alland, Joseph Cotton, Dorothy Comingore, Ruth Warrick
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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=8dxh3lwdOFw
Quelle: YouTube Kanal von Movieclips Classic Trailers

Worum geht’s:

In „Citizen Kane“ stirbt 1941 der Zeitungsmagnat Charles Foster Kane (Orson Welles) einsam beim Betrachten einer Schneekugel. Sein letztes Wort: Rosebud.

Es folgt eine Zusammenfassung von Kanes Biografie im Stil einer Wochenschausendung: aus ärmlichen Verhältnissen stammend, baute er ein Imperium aus 37 Zeitungen sowie zahlreichen Verlagen, Firmen und Immobilien auf…

Die Sendung ist nur eine Probeaufführung. Doch dem Produzenten fehlt noch der richtige Aufhänger, weshalb er den Reporter Thompson (William Alland) damit beauftragt herauszufinden, was hinter dem letzten Wort Kanes steckt.

Für seine Recherchen sucht Thompson dann verschiedene Orte und Personen auf.

Basiert auf:

Vorbild für die Figur des Charles Foster Kane war hauptsächlich der US-amerikanische Verleger William Randolph Hearst.[1]

Interessantes zur Besetzung:

Die meisten Darsteller im Film waren Mitglieder der Mercury-Theatergruppe, die Welles schon im Alter von 21 Jahren gegründet hatte. Für die meisten Schauspieler war es deshalb die erste Mitwirkung an einem Spielfilm.[2]

Erfolge:

Das American Film Institute listet Citizen Kane als den besten US-amerikanischen Film aller Zeiten.[3]

„Citizen Kane“ hat außerdem einen Oscar® gewonnen:[4]

  • Herman J. Mankiewicz und Orson Welles für das beste Drehbuch

Interessante Hintergrundinfos:

Orson Welles war erst 24 Jahre alt als er den Film drehte.

Der Film konnte damals zunächst das Publikum nicht so ganz überzeugen. Doch mit der Zeit wurde er zu einem der innovativsten und bedeutendsten Filme sowie einem Meilenstein der Filmgeschichte.[5]

Eigentlich wollte Orson Welles seine Hauptperson an Howard Hughes anlehnen. Er fürchtete jedoch, dass niemand die Dinge, die Hughes getan hatte, glauben würde und verwarf deahalb die Idee wieder.[6]

Für den Komponisten Bernard Herrmann bedeutete die Filmmusik des Films schließlich den Durchbruch.

William Randolph Hearst war von dem Film über eine Person, die an seiner angelehnt war, nicht so wirklich begeistert. Er versuchte, jedoch ohne Erfolg, das Erscheinen des Filmes zu verhindern und hätte den Film am liebsten vernichtet. Es soll sogar ein Angebot seinerseits gegeben haben für die Zerstörung des Films 805.000 Dollar zu zahlen.[7]

Die originalen Filmaufnahmen wurden während eines Brandes in den 70er Jahren zerstört.[8]

Innovative Techniken:

Die Erzählweise ist sehr komplex und war für die damalige Zeit eher untypisch. Der Film beginnt quasi am Ende, fasst dann das Leben Kanes kurz zusammen, um anschließend einzelne Stationen seines Lebens noch einmal ausführlicher aus verschiedenen Sichtweisen zu erklären. Auch viele Rückblenden (Erinnerungen der Befragten) sowie Zeitsprünge werden dabei verwendet.

Ebenso untypisch für diese Zeit war es die Personen im Film durcheinander reden und sich gegenseitig unterbrechen zu lassen.

Da der Film viele Figuren in einem Verlauf von 40 Jahren darstellt und es damals noch keine Computereffekte dafür gab, wurden die Veränderungen des Alters nur durch das Make-Up und die Frisuren erzeugt. 

Orson Welles setzt beispielsweise die Technik der „Deep focus cinematography“ ein. Diese Technik erlaubt es Personen und Gegenstände in unterschiedlicher Entfernung gleich scharf darzustellen. Entwickelt wurde diese Technik der Tiefenscherfe vom Kameramann des Films: Gregg Toland.[9]

Es wird auch viel aus unterschiedlichsten Winkeln gefilmt, beispielsweise sowohl aus der Vogel- (von oben) als auch aus der Froschperspektive (von unten). Bei letzterer kann die Kamera auch schon mal auf dem Boden liegen. Dafür gibt es kaum Großaufnahmen von Gesichtern, was eine gewisse Distanz zu den dargestellten Personen erzeugt.

Orson Wells drehte zudem sehr viele recht lange Einstellungen und benutzte außerdem viele Spiegelungen.

Was erzählt uns der Film über seine Entstehungszeit:

Der Film war für die 40er Jahre sehr innovativ, das zeigte sich beispielsweise in der nicht chronologischen Erzählweise, den sich überschneidenden Dialogen und dem Einsatz vieler bis dahin kaum verwendeter Filmtechniken.

Was erzählt uns der Film über die damalige Gesellschaft:

Die Zuschauer schienen sich auch damals schon für das Leben von Menschen zu interessieren, die erfolgreicher waren als sie selbst. Ich könnte mir vorstellen, dass es die Menschen beruhigt hat zu sehen, dass auch Menschen, die erfolgreicher waren als sie selbst, Schwierigkeiten im Leben hatten und vielleicht nicht immer alles so toll war, wie es nach außen schien.

Ich denke, dass es nämlich gar nicht das Thema des Films war, was das Publikum damals zunächst nicht ansprach, sondern die Machart des Films, die so gar nicht den damaligen Sehgewohnheiten entsprachen.

Warum ist der Film heute noch bedeutend:

Citizen Kane ist vor allem filmgeschichtlich bedeutend, da er ein innovativer Film seiner Zeit war, der viele spätere Filmemacher und ihre Filme beeinflusste. Filmemacher wagten es dann auch Neues und Unkonventionelles auszuprobieren.

Was vielleicht nicht ganz so innovativ ist, aber dennoch immer wieder aktuell, ist die Moral des Films: dass man Glück nicht mit Geld kaufen kann.


[1] https://www.vanityfair.com/hollywood/2020/12/mank-real-marion-davies-citizen-kane-orson-welles-amanda-seyfried

[2] https://www.mercurytheatre.info/history

[3] https://www.afi.com/afis-100-years-100-movies/

[4] https://www.oscars.org/oscars/ceremonies/1942/C?qt-honorees=1#block-quicktabs-honorees

[5] https://www.br.de/nachrichten/kultur/citizen-kane-nach-80-jahren-erste-negative-kritik-aufgetaucht,SVrWibg  

[6] https://www.imdb.com/title/tt0033467/trivia/

[7] https://www.musikexpress.de/citizen-kane-alles-zum-film-der-die-geschichte-in-mank-inspirierte-1693609/

[8] https://www.imdb.com/title/tt0033467/trivia/

[9] Mikel J. Koven: Citizen Kane (1941), in: Steven Jay Schneider
(Hrsg.): 1001 Filme. Die Sie sehen sollten bevor das Leben vorbei ist, 14. Auflage, Zürich, 2021, S. 166.

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