Fake News können einzelne Wahlentscheidungen beeinflussen, indem sie z. B. politische Gegner diskreditieren. Aber auch das Vertrauen insgesamt in die Politik kann durch Falschbehauptungen gemindert werden.
Negative Falschbehauptungen über die Regierung auf sozialen Medien können das politische Vertrauen in die Regierung und die politische Unterstützung der Bürger vermindern, was dann wiederum Einfluss auf die Wahlentscheidung haben kann oder auf die Entscheidung, überhaupt wählen zu gehen. So hatten z. B. irreführende Behauptungen zur europäischen Geflüchtetensituation die Wahlchancen von Marie Le Pen nachweislich erhöht (Zimmermann & Kohring, 2020, S. 32).
Die US-Wahlen 2016
In den letzten drei Monaten vor der Wahl ließ sich ein signifikanter Anstieg von Fake News feststellen. 30 Mio. Mal wurden Trump favorisierende Fake News und 7,6 Mio. Mal Pro Clinton Fake News in Sozialen Netzwerken geteilt. Pro Trump Fake News wurden sowohl von Donald Trumps Digitalwahlkampfgruppe sowie von Trump-Unterstützern viral verbreitet. Trump selbst hat auf der Basis von Fake News außerdem während des Wahlkampfs Verschwörungstheorien entwickelt und diese bei öffentlichen Auftritten in Umlauf gebracht. Wähler erinnerten sich, vielleicht auch aufgrund der Häufigkeit, eher an Pro Trump Fake News und glaubten diesen auch eher, als Pro Clinton Fake News. Daher ist auch davon auszugehen, dass Pro-Clinton-Wähler mit einer höheren Wahrscheinlichkeit dahingehend beeinflusst wurden ihre Stimme doch Trump zu geben. All das konnten Hunt Allcott und Matthew Gentzkow in einer Studie feststellen und belegen. Doch eine direkte Wirkung der Fake News auf die Entscheidung der Wahl war nicht eindeutig nachzuweisen. Interessant ist aber auch, dass 72 % von 3000 befragten US-Bürgern Fake News nicht als solche erkennen konnten (Schmid et al., 2018, S. 77-81).
Die Bundestagswahl 2017
Versuche der Einflussnahme auf die Bundestagswahl 2017 gab es sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene (Schmid et al., 2018, S. 82).
National: Fake News erschienen auf Online-Portalen von Parteien, z. B. auf denen der AfD (Schmid et al., 2018, S. 82). Der Glaube an die Wahrheit dieser Fake News entfremdete konservative Wähler von CDU/CSU und führte teilweise zur Wahl der AfD (Zimmermann & Kohring, 2020, S. 33).
International: Der Chefredakteur der russischen Nachrichtenagentur „News-Front“ Konstantin Knyrik verbreitete beispielsweise Fake News in Deutschland, um Deutsche zu verunsichern und die Bundestagswahl zu manipulieren. Der „Fall Lisa“, eine Falschmeldung aus Russland, dass eine Gruppe von Südländern ein russisches Mädchen in Deutschland vergewaltigt habe, führte zu Spannungen zwischen dem russischen und dem deutschen Außenministerium sowie zu Demonstrationen besorgter Bürger (Schmid et al., 2018, S. 83).
Die Fake News kamen besonders aus den Themenfeldern Innere Sicherheit sowie Geflüchtete und Kriminalität. Diese Themen wurden mit Hilfe von Fake News vor allem durch rechtspopulistische Akteure instrumentalisiert (Sängerlaub et al., 2020, S. 235). Fake News, die sich auf das Thema Geflüchtete und Migration bezogen, wurden von AfD-Wählern eher geglaubt als von Wählern anderer Parteien. Fake News sind in rechtspopulistischen Kreisen auch deswegen so erfolgreich, weil z. B. nur 26 % der AfD-Wähler Vertrauen in die klassischen Medien haben, 70 % dagegen haben dieses Vertrauen nicht. Wer ein geringes Medienvertrauen in die klassischen Medien hat, wendet sich eher den sogenannten alternativen Medienangeboten zu oder informiert sich ganz über Social-Media-Kanäle. Diese Menschen werden dort mit einer höheren Dichte von Fake News konfrontiert. Insgesamt halten jedoch 63 % der Deutschen klassische Medien durchaus für glaubwürdig (Sängerlaub et al., 2020, S. 237-239).
Mittlerweile sind Fake News auch im Bereich der klassischen Medien zu finden. Am häufigsten wurden Fake News auf den klassischen Medien Welt.de und Bild.de gefunden (Sängerlaub et al., 2020, S. 236).
Quellen:
- Sängerlaub, A., Meier, M. & Rühl, W.-D. (2020). „Islamische Grabschparty in Schorndorf!“: Die Bundestagswahl 2017 und das Phänomen „Fake News“. In Hohlfeld, R., Harnischmacher, M., Heinke, E., Lehner, L. S. & Sengl, M. (Hrsg.), Fake News und Desinformation: Heraus- forderungen für die vernetzte Gesellschaft und die empirische Forschung (1. Auflage, S. 221-241). Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
- Schmid, C. E., Stock, L. & Walter, S. (2018). Der strategische Einsatz von Fake News zur Propaganda im Wahlkampf. In Sachs-Hombach, K. & Zywietz, B. (Hrsg.), Fake News, Hashtags & Social Bots: Neue Methoden populistischer Propaganda (S. 69-90). Springer VS.
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Zimmermann, F. & Kohring, M. (2020). Aktuelle Desinformation – Definition und Einordung einer gesellschaftlichen Herausforderung. In Hohlfeld, R., Harnischmacher, M., Heinke, E., Lehner, L. S. & Sengl, M. (Hrsg.), Fake News und Desinformation: Herausforderungen für die vernetzte Gesellschaft und die empirische Forschung (1. Auflage, S. 23-37). Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.