Casablanca

„Ich seh dir in die Augen, Kleines.“ (Rick Blaine zu Ilsa Lund)

Warum Casablanca 1944 wahrscheinlich den Oscar als Bester Film gewonnen hat:

„Casablanca“ ist ein Genremix aus Melodram, Kriminal- und Abenteuer- sowie Liebesfilm. So ein Genremin war damals in Hollywood relativ neu, denn bis dato ließen sich Filme zumeist recht klar einem einzigen Genre zuordnen.

Der Film entstand vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges und übt scharfe Kritik am Naziregime.

Er  behandelt ein zeitloses Thema, denn Flucht ist leider ein zeitloses „Problem“. Die Fluchtursachen ändern sich zwar, doch immer sind es persönliche Schicksale, die mit einer Flucht einher gehen.

Vor allem Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann brillieren in ihren Rollen, aber auch die Nebenrollen sind stark besetzt, z. B. Claude Rains und Paul Henreid.

Marokko und die Stadt Casablanca
  • Erscheinungsjahr: 1942
  • Genre: Liebesfilm/Kriegsfilm/Melodram
  • Produktionsland: USA
  • Regie: Michael Curtiz
  • Drehbuch: Julius J. Epstein, Philip G. Epstein und Howard Koch
  • Musik: Max Steiner
  • Besetzung u. a.: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Claude Rains, Paul Henreid

Trailer:

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=S9ID5DHsX8g
Quelle: YouTube Kanal von Warner Bros.

Worum geht’s:

Während des 2. Weltkriegs: Frankreich wurde von der deutschen Wehrmacht erobert und teilweise auch besetzt; jedoch nicht das französische Protektorat Marokko. Viele Menschen fliehen nach Casablanca, um von dort aus über Lissabon nach Amerika zu gelangen. Der korrupte französische Polizeichef Capitaine Louis Renault (Claude Rains), der für die Ausstellung der nötigen Visa zuständig ist, verhindert jedoch viele Fluchtversuche, da er mit den Deutschen zusammenarbeitet.

Auch der tschechoslowakische Widerstandskämpfer Victor László (Paul Henreid) ist mit seiner Frau Ilsa Lund (Ingrid Bergmann) nach Casablanca geflohen, um sich mit ihr nach Amerika abzusetzen.

Der Amerikaner Richard „Rick“ Blaine (Humphrey Bogart) betreibt einen Nachtclub, der für viele Emigranten in Casablanca zum Treffpunkt wird.

Basiert auf:

Als Vorlage für den Film diente das (nicht umgesetzte) Theaterstück „Everybody Comes to Rick’s“ von Murray Burnett und Joan Alison aus dem Jahr 1940.[1]

Interessantes zur Besetzung:

Beide Hauptdarsteller gehörten zu den erfolgreichsten Schauspielern ihrer Generation. Beide verbindet man heute aber vor allem mit Casablanca, obwohl Bogart wie auch Bergman auch an zahlreichen anderen großen Produktionen mitwirkten.

Humphrey Bogart war ein Jahr zuvor durch „Die Spur des Falken“  zum Star geworden. Für Bogart bedeutete die Hauptrolle in „Casablanca“ einen großen Karrieresprung, da sie ihn international als Charakterschauspieler bekanntmachte.

Für Ingrid Bergman bedeutete der Film den Durchbruch in Hollywood, da sie zuvor nur wenig auf sich aufmerksam machen konnte.

Erfolge:

Das American Film Institute wählte Casablanca 2002 zum besten US-Liebesfilm aller Zeiten.[2]

Die Writers Guild of America (WGA) setzte das Skript von Julius Epstein, Philip Epstein und Howard Koch auf den ersten Platz der Liste der 101 besten Drehbücher.[3]

 „Casablanca“ hat drei Oscars® gewonnen:[4]

  • Bester Film
  • Michael Curtiz für Beste Regie
  • Julius Epstein, Philip Epstein und Howard Koch für das beste Drehbuch

Interessante Hintergrundinfos:

Viele Crew-Mitglieder waren jüdischer Herkunft, darunter Regisseur Curtiz, drei Drehbuchautoren sowie Komponist Max Steiner.

Fast der gesamte Film wurde im Studio gedreht, nur die Ankunftsszene von Major Strasser entstand außerhalb, am Van Nuys Flughafen.[5]

Da Humphrey Bogart ganze 5 cm kleiner als Ingrid Bergman war, musste er, um den Größenunterschied auszugleichen, in vielen Szenen auf einer Kiste stehen oder einem Kissen sitzen.[6]

Einige der bekanntesten Dialoge des Films entstanden erst während der Dreharbeiten. Die Zeile „Here’s looking at you, kid“ (in der deutschen Synchronfassung „Ich seh dir in die Augen, Kleines“) wurde von Humphrey Bogart improvisiert. In den Drehpausen hatte Humphrey Bogart Ingrid Bergman Pokern beigebracht und den Spruch während der Spiele immer mal wieder gesagt und ihn dann auch während des Drehs verwendet.[7]

„Casablanca“ ist der bis heute am häufigsten ausgestrahlte Film im amerikanischen Fernsehen.[8]

Als Casablanca am 29. August 1952 in die deutschen Kinos kam, enthielt der Film kaum noch Hinweise auf den Zweiten Weltkrieg. Viele Szenen mit Bezug zu Krieg wurden herausgeschnitten. Victor László wurde zu Victor Larsen, einem norwegischen Atomphysiker, der die rätselhaften Delta-Strahlen entdeckt hat. Capitaine Renault wurde in Monsieur Laporte umbenannt und war nun ein Mitglied der Interpol. Die ungekürzte, neu synchronisierte Version wurde erstmals am 5. Oktober 1975 von der ARD ausgestrahlt.[9]

Der Song As Time Goes By, der bereits 1931 komponiert worden war, erlangte durch Casablanca nachträgliche Berühmtheit und hielt sich 21 Wochen in der Hitparade.

Was erzählt uns der Film über seine Entstehungszeit:

Casablanca entstand vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges und enthält eine starke politische Komponente sowie einen klaren Protest gegen das nationalsozialistische Deutschland.

Der Film thematisiert u. a. das Thema Flucht während des Krieges. Viele der Schauspieler, hatten selbst Fluchterfahrungen, die sie in ihre Darstellung einfließen lassen konnten. Hier nur ein paar Beispiele:

  • Paul Henreid (im Film Victor László) war während des Anschlusses Österreichs an das Dritte Reich geflohen.[10]
  • Conrad Veidt (im Film Major Heinrich Strasser) war durch Das Cabinet des Dr. Caligari 1920 zu einem deutschen Filmstar geworden. Weil seine Frau Jüdin war, hatte er Deutschland 1933 verlassen und war nach Hollywood gegangen.[11]
  • Peter Lorre (im Film Signore Ugarte) wanderte wegen seiner jüdischen Abstammung aus Österreicher in die USA aus. Weltberühmt wurde er als der Mörder im deutschen Kriminalklassiker M.[12]
  • S. Z. Sakall  (im Film Carl, der Oberkellner in Ricks Cafe) floh 1939 als ungarischer Jude aus Deutschland. Seine drei Schwestern verstarben später in Konzentrationslagern.[13]
  • Helmut Dantine (im Film der Bulgare Jan Brandel) schloss sich einer Anti-Nazi-Bewegung an und wurde für drei Monate in einem Internierungslager inhaftiert. Kurz darauf emigrierte er nach Amerika zu einem Bekannten seiner Eltern. Sie selber kamen während der Nazi-Herrschaft im Konzentrationslager um.[14]

Was erzählt uns der Film über die damalige Gesellschaft:

Der Film zeigt zum einen die Verzweiflung derer, die auf er Flucht sowie der Suche nach einem neuen Leben sind und zum anderen auch, welche Steine ihnen dabei in den Weg gelegt werden bzw. das es immer Menschen gibt, die verhindern wollen, dass Menschen aktiv nach einer neuen Chance im Leben suchen.

„Ricks Café“ ist zum einen ein Treffpunkt der Geflüchteten und irgendwie auch ein Ort, der den Menschen ein gewisses Maß an „Normalität“ gibt. Dort kann man sich mit Freunden treffen, essen, trinken, singen und tanzen usw. Er steht quasi symbolisch für einen Ort, an dem Menschen eine Pause machen und zu Ruhe kommen können. Nach solch einem Ort dürften sich viele Menschen während des Krieges gesehnt haben bzw. waren es wohl die Zusammenkünfte mit anderen Menschen, die zu solche einem Ort, wenn auch nur auf Zeit, werden konnten.

Warum ist der Film heute noch bedeutend:

Der Film ist in erster Linie ein Emigrantenfilm. Es spiegelt sich das Geschehen sowohl von heute als auch von damals wider. Die Fluchtursachen mögen sich unterscheiden, aber es sind damals wie heute Menschen, die fliehen und eine neue Heimat suchen. Das war damals so und das ist auch heute noch so.

Der Ort Casablanca ist im Film ein Symbol für eine Art Wartehalle. Die Menschen kommen aus einem Ort voller Schrecken, Verzweiflung sowie Tod und warten nun voller Hoffnung auf  den Aufbruch in ein neues, ein besseres Leben. Das ganze lässt sich auch auf heute übertragen. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die auf der Flucht sind und so viele Menschen die in Flüchtlingslagern darauf warten, wie es mit ihnen weitergeht.

Auch heute gibt es viele, die anderen Menschen nicht zubilligen für sich und ihre Familie ein neues, ein besseres Leben zu suchen.

Wir alle können wohl immer wieder so ein „Ricks Café“ brauchen. Es muss  nicht immer ein Krieg sein, vor dem wir fliehen wollen, aber eine Pause vom gefühlt immer schneller werdenden Leben kann Gold wert sein.


[1] https://www.newyorker.com/culture/culture-desk/everybody-comes-to-ricks-casablanca-on-the-big-screen

[2] https://www.spiegel.de/kultur/kino/wahl-der-besten-us-liebesfilme-casablanca-ist-die-schoenste-schnulze-a-200437.html

[3] https://www.spiegel.de/kultur/kino/kino-klassiker-autoren-waehlen-casablanca-zum-ueber-drehbuch-a-410541.html

[4] https://www.oscars.org/oscars/ceremonies/1944/C?qt-honorees=1#block-quicktabs-honorees

[5] https://www.stern.de/kultur/film/casablanca–15-fakten-ueber-den-legendaeren-klassiker-7757836.html

[6] Vgl. Ebd.

[7] https://www.filmstarts.de/nachrichten/18505515.html?page=7

[8] https://www.deutschlandfunk.de/vor-75-jahren-premiere-von-casablanca-ich-schau-dir-in-die.871.de.html?dram:article_id=401582

[9] https://www.stern.de/kultur/film/casablanca–15-fakten-ueber-den-legendaeren-klassiker-7757836.html

[10] https://www.imdb.com/name/nm0002134/bio?ref_=nm_ov_bio_sm

[11] https://www.imdb.com/name/nm0891998/bio?ref_=nm_ov_bio_sm

[12] https://www.imdb.com/name/nm0000048/bio?ref_=nm_ov_bio_sm

[13] https://www.imdb.com/name/nm0757064/bio?ref_=nm_ov_bio_sm

[14] https://www.imdb.com/name/nm0200626/bio?ref_=nm_ov_bio_sm

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